Literaturkurs führt „Give a boy a gun“ auf

Gerne suchen sich die Literaturkurse für ihre Aufführungen Komödien aus, weil diese das Publikum schnell mitreißen können und Lachen immer für gute Stimmung sorgt. – Ganz anders in diesem Jahr! Der Literaturkurs bot harte Kost: „Give a boy a gun“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Morton Rhue, deutscher Titel: „Ich knall euch ab“. Das Stück thematisiert eine leider alltägliche Problematik, die sowohl Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen in unserer Gesellschaft oft widerfährt. Es geht um Mobbing, das manchmal einen Amoklauf zur Folge hat.

„Give a boy a gun“ wird häufig in der achten Klasse im Deutschunterricht gelesen, einige Schüler kannten den Roman auch aus dem Englischunterricht. Er bietet sich an, weil er so viele handlungs- und produktionsorientierte Aufgaben bereithält und so viele unterschiedliche Themen anschneidet wie Waffengesetze in den USA, Lehrer-Schüler-Verhältnis, Cliquenbildung, Ego-Shooter-Spiele, Suizidgedanken … Trotzdem gab es Sorge oder Zweifel sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrerinnen, ob es eine gute Entscheidung ist ein Stück über einen Amoklauf auf einer Schulbühne zu zeigen.

Die Kursteilnehmer wollten zum Nachdenken anregen, hofften aber auch mit ihrer Darbietung zu unterhalten. Trotz des ernsten Themas hatten sie viel Spaß bei der Gestaltung und Umsetzung des Stücks und wünschten sich, dass ihre Intention die Zuschauer erreicht.

Am Freitag, den 16.6.17, und am Samstag, den 17.6.17, war es dann soweit. Mit zwei verschiedenen Besetzungen wurde das Drama in der Aula des Krupp-Gymnasiums vor vollem Haus aufgeführt. Actiongeladen und dennoch sensibel brachten die Schüler den Zuschauern die schwierige Thematik näher. Vor dem eigentlichen Theaterstück wurde einleitend erläutert, was Mobbing ist. Am Ende des Dramas wurden die Zuschauer eindrucksvoll ermahnt, dass jeder, der wegsieht, Mitverantwortung für Mobbing übernehmen muss. So konnte jeder trotz des unterhaltsamen Spiels den Ernst der Thematik deutlich nachvollziehen.

Für das ansprechende, thematisch sehr passende Bühnenbild war der WP II – Kunst – Kurs unter der Leitung von Frau Laudert verantwortlich.

Eindrucksvolle schauspielerische Leistungen zeigten insbesondere in den Hauptrollen Merve Türk (Freitag) und Cem Ceyhun Cebir (Samstag) als Brendan, Nils Bäthke (Freitag) und Benjamin Schymik (Samstag) als Gary und Felix Fieberg (Freitag) und Mustafa Kaan Güneren (Samstag) als Sam Flach. Aber auch die Nebenrollen waren gut besetzt, besonders Christopher Walde (Freitag) und Max Werner (Samstag) als Streber Ryan Clancy wussten zu gefallen.

Ein kurzer Einblick in die Handlung: Brendan ist neu auf der Middleton High und findet nur wenige Freunde. Vom Footballteam, zu dem er als Sportler gerne gehören möchte, wird er ausgeschlossen und gemobbt. Näheren Kontakt bekommt er zu Gary, einem Computer-Nerd, der zu einer Außenseiter-Clique gehört. Sam Flach, der Kapitän des Footballteams, sorgt mit seinen Jungs dafür, dass die Schule wegen der sportlichen Erfolge hohes Ansehen erhält, erwartet dafür aber auch eine Sonderbehandlung, die ihm Lehrer und Schulleiter gewähren. Er fühlt sich zusammen mit seinem Team und den ihn verehrenden Cheerleaderinnen als etwas Besseres. Das lässt er in seinen Augen minderwertige Mitschüler deutlich spüren. Immer wieder werden diese als „Opfer“ fertig gemacht. Das ständige Mobben führt bei Gary zu Selbstmordgedanken, die Brendan umleitet in eine Amoklaufidee, weil dadurch viel mehr Aufsehen provoziert werden könnte. Beim Schulabschlussball wird die Idee in die Tat umgesetzt. Es fallen Schüsse, mehrere Personen werden verletzt, die Amokläufer sterben. Ein Abschiedsbrief von Gary an seine Mutter hilft dem Zuschauer, Garys Beweggründe intensiv nachzuvollziehen.

Keine leichte Kost, aber trotzdem ein spannender und kurzweiliger Abend! Und sicherlich ein guter Anlass, das Thema „Mobbing“ noch mal aufzugreifen. Ein großes Lob an den Literaturkurs 2017, der sich an eine solch schwierige und umstrittene Thematik gewagt und dabei sicherlich gewonnen hat.

Heike Kirstein