Im Geradeaus verlaufen

Vom 6. bis 12. November findet bereits zum 47. Mal die Duisburger Filmwoche statt, ein Festival für Dokumentarfilme. Seit vielen Jahren ist damit auch doxs! verbunden. Hier werden Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche gezeigt. Nach der Kino-Vorführung werden die Geschichten hinter den Filmen in moderierten Gesprächen in Begleitung internationaler Filmgäste erkundet.

In diesem Jahr steht das Filmfestival unter dem Motto „IM GERADEAUS VERLAUFEN“ und versteht sich als Einladung, dort abzubiegen, wo andere weiterlaufen, Umwege und Schlaufen zu gehen, um sich und die Welt neu zu entdecken.

Am Dienstag, den 7.11.23, war die Klasse 8c zu Gast im Filmforum. Die Vorstellung begann mit dem französischen Kurzfilm (mit deutschen Untertiteln) „Von Träumen im Traum eines anderen Spiegels“, in dem blinde Kinder und Jugendliche über ihre Welterfahrung durch Tasten und Töne berichten. Im anschließenden Gespräch zeigten sich die Achtklässler fasziniert davon, wie eine blinde Jugendliche allein durch Ertasten erkennen konnte, dass sie eine Skulptur in der Hand hielt, die sie selber darstellte. Ceyda berichtete von ihrer blinden Tante, die fast alles machen kann, z.B. auch kochen. Auf die Frage, ob Blinde in einem „Wunderland“ leben, antwortete Ela Su, dass Blinde anders sehen als Sehende. Sie machen sich ein eigenes Bild, eine eigene Vision von der Welt. Loujain fügte hinzu, dass Blinde eine starke Vorstellungskraft haben. Sie stellen sich die Welt komplett anders vor und haben viel mehr Fantasie. Insgesamt begeisterten die Schülerinnen und Schüler die Moderatorin und die erwachsenen Gäste mit ihren umfassenden Kenntnissen zum und ihrem großen Interesse am Thema „Blindheit“. Im Informatikunterreicht hatten sie sogar die Brailleschrift kennengelernt und angewendet.

Der zweite Film „Actually literally Arm in Arm“ (deutsch mit englischen Untertiteln), bei dem es um fünf Berliner Freundinnen im Multitasking-Modus ging, holte die Jugendlichen genau dort ab, wo sie momentan stehen. Henni und Muhannad fanden den Film cool, weil er die schöne, freie Zeit ohne Sorgen so gut beschreibt. Gizem fand sich wieder, weil der Film genau ihren Alltag beschreibt: „Jeder hat eine große Freundesgruppe.“ Ela kannte aus ihrem Alltag viele Situationen aus dem Film: „Alles war sehr gut getroffen.“ Loujain merkte an, dass aber auch Probleme und ernste Themen wie Essstörungen und Catcalling angesprochen werden. Motiviert beantworteten die Regisseurin und die Produktionsleiterin die Fragen der Gäste und waren sichtbar stolz, dass ihr Film so gut ankam und das Ziel, die jugendliche Lebenswirklichkeit darzustellen, bestens erreicht hatte.

Für die meisten Jugendlichen war der dritte Film „Backflip“, eine deutsch-französische Koproduktion, der Höhepunkt der Veranstaltung. Eigentlich wollte der Regisseur Nikita Diakur einen Wettbewerb starten: Wer schafft es schneller einen Rückwärtssalto zu lernen – er selbst oder ein Avatar. Weil er sich aber verletzte, die Faszination für maschinelles Lernen jedoch weiterhin bestand, wurde es die Dokumentation des komplizierten und kraftraubenden Trainingsprogramms des Avatars. Der Gamedesigner und 3-D-Artist Leonard Gläser, der für die 3-D-Visualisierung in diesem Film zuständig war, konnte den interessierten Schülerinnen und Schülern, die erneut mit Vorkenntnissen aus dem Informatikunterricht glänzen konnten, wertvolle Hinweise zu den technischen Bedingungen geben. Zur Message des Films sagte er, dass jeder diese für sich selbst herausfinden solle. Für Ceyda war sie ganz klar: „Du sollst nie aufgeben!“ Muhannad meinte: „Übung macht den Meister“ Er würde auch gerne einer Maschine etwas beibringen, schaffe es bis jetzt aber nicht. Die vielen Fehlversuche des Avatars sorgten immer wieder für Lachsalven bei den Jugendlichen. Auf die Frage der Moderatorin, ob es nur Schadensfreude ist, antwortete Loujain, dass man sich freut, dass man als Mensch nicht von der A. I. übertrumpft wird.

Für die Schülerinnen und Schüler der 8c war es eine sehr gewinnbringende Veranstaltung mit viel Spaß, aber auch mit vielen Denkanstößen. Sie hinterließen bei den anwesenden Filmemachern, der Organisatorin des Festivals und den erwachsenen Gästen einen hervorragenden Eindruck. „Da haben Sie ja eine tolle Klasse!“, „Wo haben sie bloß diese Kinder her?“, „Wie die mitgearbeitet haben!“ sind nur ein paar der netten Kommentare, die sich die Klassenlehrerin Heike Kirstein nach der Vorstellung anhören durfte.

Heike Kirstein