Herzlich willkommen in japanischen Gastfamilien

Dieses Jahr hatten wir, zwei Q2 Schülerinnen unserer Schule, Lana und Alex, das Glück, an einem Schüleraustausch in Japan teilzunehmen. Wir wählten beide zur EF den Japanisch Unterricht und haben somit bereits seit zwei Jahren die Sprache und Kultur kennengelernt.

Organisiert wurde der Austausch vom Landfermann Gymnasium, wo der Unterricht zwei Mal wöchentlich stattfindet, und natürlich von unserer Japanischlehrerin, Frau Matsuo, welche selber Japanerin ist und diesen Austausch und den Kontakt zu den japanischen Schulen schon seit mehreren Jahren macht.

Mit insgesamt vier vertretenen Schulen aus Duisburg flogen wir am 30. September vom Düsseldorfer Flughafen aus los, mit einem Zwischenstopp in Doha, und von da aus direkt nach Tokyo, in Japans Hauptstadt. In Tokyo blieben wir auch für die erste Woche des 3 1/2 wöchigen Aufenthaltes in Japan. In Tokyo wohnten wir erstmal in einem Hotel, um uns von dem Jetlag zu erholen und uns an die neue Umgebung zu gewöhnen. Man sieht Tokyo immer öfter auf Social Media und die Faszination dieser Stadt, aber wirklich dort zu sein ist nochmal eine ganz andere Erfahrung, diese ganzen Eindrücke wirklich zu sehen und auch zu hören und zu spüren. Wir besuchten Tempel und Schreine, populäre Orte wie Akihabara und Shibuya. So groß die Shoppingauswahl war, war auch die Auswahl an Gerichten und alles musste ausprobiert werden. Unsere persönlichen Highlights waren das Baseball Spiel zwischen Hiroshima und Tokyo, welches wir an unserem zweiten Abend in Tokyo besuchten, ein wichtiger Bestandteil der aktuellen japanischen Kultur, und das Erdbeben-Training, was für den weiteren Verlauf unseres Aufenthaltes sehr wichtig war.

Nach fünf Tagen Tokyo ging es dann auch schon mit dem Shinkansen Richtung Fukushima zu unserer ersten Gastfamilie und somit dem Hauptgrund unseres Austausches. An dieser Stelle möchten wir einen weiteren Organisator nennen und ihm danken, und zwar den Earth Walkers. Die Earth Walkers sind eine Organisation aus Japan, die sich darauf fokussieren, vor allem Kindern mit den Folgen des 2011 explodierten AKWs (Atomkraftwerks) zu unterstützen, und stehen stark gegen AKWe und zu Frieden und wollen diese Botschaften auch international verbreiten. Mit uns zusammen reiste Naoya Kodama, ein wichtiger Menschl der Earth Walkers, welcher selbst z.B. Kinder in der Ukraine während des Krieges besuchte oder in der Türkei nach dem starken Erdbeben letztes Jahr.

Zurück zum Thema Gastfamilie! In Fukushima lebte jeder einzeln in einer Gastfamilie. Zusammen besuchten wir das Laternenfest in Nihonmatsu in unseren ersten Tagen, das an eine Mischung aus Kirmes und Sankt Martin erinnerte, minus der ganzen Fahrgeschäfte und plus der japanischen Traditionen. Wir konnten viel leckere Streetfood an den endlos scheinenden Essensständen probieren, und die Laternenwagen bewundern, während diese die nächtlichen Straßen mit Licht und Musik füllten. Wir genossen die Zeit in den Familien, lernten viele unterschiedliche und interessante Leute kennen.

Unser Fokus lag in Fukushima auf Ausflügen anstatt auf dem Schulbesuch. Das heißt wir durften bei der Reisernte helfen, lernten verschieden Arten der erneuerbaren Energien kennen und wie diese in Japan umgesetzt werden, z.B. Solar Sharing, beschäftigten uns aber vor allem mit dem großen Erdbeben von 2011 und dem AKW. In dem Bezug besuchten wir z.B. die berühmte Grundschule, in der alle überlebten, weil diese mit allen Kindern einen Tag vorher ein Training für genau so eine Katastrophe geübt hatten, oder ein Museum, was von dem Leben der Stadt neben dem AKW vor, während und nach der Katastrophe berichtete.

Auch einen Schultag durften wir miterleben, welcher aber extra für uns gestaltet war und mit einer Teezeremonie durch ein paar unserer Gastschüler beendet wurde. Auch mit unseren Gastschülern unternahmen wir Ausflüge, am Wochenende nach Izekai Onsen oder am letzten Abend zu einer Karaoke Bar.

Nach der schönen Zeit in Fukushima mussten wir uns leider schweren Herzens von unseren Gastfamilien verabschieden. Bevor wir zu unserem letzten Ziel, Saitama, fahren konnten, mussten wir eine Nacht nochmal in Tokyo überbrücken. Am Abend waren wir bei einem Arzt eingeladen, mit dem sich die Gruppe vom letzten Austausch angefreundet hatte. Wir durften Sushi, Nigiri und Takoyaki selber machen und hatten allgemein einen sehr lustigen und entspannten Abend.

Eine weitere Zugfahrt später und wir waren in Saitama. Wie in Fukushima wurden wir an der Schule empfangen und fuhren von dort aus zu unserer neuen Gastfamilie. In Saitama nahmen wir aktiv am Schulalltag teil und besuchten den gleichen Unterricht wie unsere Gastschüler. Leider waren fast alle in einer anderen Klasse, so dass man nur alleine oder zu zweit mit einem weiteren aus unserer Gruppe im Unterricht war. Der Unterricht in Japan besteht hauptsächlich aus Frontalunterricht, Gruppen- oder Partnerarbeit passiert nur ganz selten. Auch wenn deshalb, und auch wegen der Sprachbarriere, der Unterricht für uns ein bisschen langweilig war, war es sehr interessant zu beobachten, wie sehr es sich von unserem gewohnten Unterricht unterscheidet.

Aber auch in Saitama machten wir ein paar Ausflüge. Gemeinsam mit unseren Gastschülern besuchten wir einen alten Shogun Schrein in Kamakura und ein Aquarium mit einer großen Vielfalt an Quallen. Oder wir gingen ins größte Einkaufszentrum Japan, Lake Town, das ungefähr drei Mal so groß wie das CentrO in Oberhausen ist. Mit unserer Gruppe durften wir auch in die Fabrik eines Radiergummi-Herstellers reinschauen und besuchten die TeamLab Ausstellung Borderless.

Doch irgendwann war unsere Zeit in Japan auch schon zu Ende und wir mussten den Heimflug antreten. Bei allen Verabschiedungen von unseren Gastfamilien flossen viele Tränen. Wir haben so viele interessante Menschen kennengelernt, viele schöne Gespräche und Momente gehabt, die wir für immer mit uns tragen werden. Wir haben die Japaner wirklich ins Herz geschlossen, ebenso wie das Land und die Kultur. Unsere Gastfamilien haben uns wie einen Teil ihrer Familie behandelt und wir wissen, dass wir immer bei ihnen willkommen sein werden.

Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit für diesen Austausch hatten und ihn mitmachen konnten. Eine wichtige Erfahrung, die wir jedem weiterempfehlen. Wir hoffen, dass es nicht unsere letzte Reise nach Japan sein wird, damit wir all unsere japanischen Freunde wiedersehen können.

Alex Solonski, Q2