Am Dienstag, dem 3.11.15, besuchte die Jahrgangsstufe 6 das doxs! Filmfestival für Schulen. Im Rahmen der Duisburger Filmwoche werden vom 2. bis 8. November im filmforum am Dellplatz europäische Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche gezeigt. Realitätsnah und vielschichtig wird von der Lebenswelt junger Flüchtlinge, von Migration und Inklusion, vom Finden neuer Freunde, vom Gefühlswirrwarr der Pubertät oder vom Alltag ohne Smartphone berichtet. Schülerinnen und Schüler können die ganze Bandbreite des dokumentarischen Erzählens kennenlernen.
Die Sechstklässler schauten sich zwei Kurzfilme an: „Fægtemesteren / Der Fechtmeister“ aus Dänemark und „Onder de sterren was ik thuis / Unter den Sternen war ich zuhause“ aus den Niederlanden. Die Beiträge zeigen die individuellen Herausforderungen im Prozess des Erwachsenwerdens und bleiben dabei nah an den Lebenswelten der portraitierten Jugendlichen. Die fremdsprachigen Beiträge haben englische Untertitel und werden simultan deutsch eingesprochen.
Der dänische Film begleitet den zehnjährigen Ruben auf seinem Weg zum Fechttraining und zu verschiedenen Wettkämpfen. Ruben ist ein großes Fechttalent. Er gehört zu den Besten in Dänemark. Doch er hat ein Problem: Er kann nicht verlieren. Selbst wenn er während eines Duells nur zurückliegt, hadert er so sehr mit sich oder dem Schiedsrichter, dass noch mehr daneben geht. Dann helfen auch die Anfeuerungen seiner besten Freundin Marie nichts mehr, die ebenfalls ficht. „Du musst cooler werden“, sagt sein Trainer. Bei der Europameisterschaft in Polen geht es nun ums Ganze…
Ilia, der Hauptdarsteller des niederländischen Films, leidet an der Trennung von seiner Familie und Freunden. In Afghanistan lagen Ilia und seine Schwester nachts auf dem Dach ihres großen Hauses und schauten die Sterne an. Im Krieg wurde dann aber sein Großvater ermordet und sein Bruder entführt und – weil die Eltern das Lösegeld nicht zusammen bekommen konnten – ermordet. Die Familie flüchtete, weil sie um ihr Leben fürchtete. Jetzt lebt Ilia mit seiner Mutter in einem winzigen Raum in einer Asylunterkunft in Holland, wo man nicht einmal das Fenster richtig öffnen kann. „Damit sich keiner runterstürzt!“ Der Teenager möchte ein eigenes Zimmer wie seine Freunde, will mit ihnen jederzeit chatten können und nicht nur, wenn er draußen zufällig ein Netz findet. Muss er zurück in ein Land, in dem er die Sterne sehen kann, aber mit seiner Familie in großer Gefahr ist? …
Nach der Vorstellung führten die Organisatoren ein medienpädagogisches Filmgespräch durch. Die Schülerinnen und Schüler konnten ihre Eindrücke schildern, sich über vertiefende Fragen Gedanken machen, mit den anwesenden Filmemachern sprechen und sich somit noch intensiver mit der Thematik auseinandersetzen.
Im Anschluss an den ersten Film interessierte die Schülerinnen und Schüler, ob Ruben und Marie ein Paar geworden sind und wie erfolgreich Ruben mittlerweile ist. Simon Wilmont, der Filmemacher, konnte die Fragen gut beantworten, da Ruben sein Neffe ist.
Die Besprechung des zweiten Films wurde dadurch sehr bereichert, dass nicht nur die Filmemacherin Anneloor van Heemstra anwesend war sondern auch der Hauptdarsteller Ilia, der nun – nach seiner Flucht aus den Niederlanden – in Berlin lebt. Tief bewegt fragten die Sechstklässler, ob alles, was in dem Film berichtet wurde, wahr sei. Besonders über die Kriegserlebnisse, die von Ilia geschilderte Flucht aus Afghanistan, aber auch über die Zustände in dem Flüchtlingsheim waren sie erschüttert. In gutem Deutsch konnte Ilia über seine Erfahrungen berichten und auch über die Unsicherheit – er wird in Deutschland nur geduldet –, in der er noch immer leben muss. Viele Schülerinnen und Schüler sind im Anschluss an die Diskussion spontan auf ihn zugegangen, haben ihm die Hand gedrückt und ihm von Herzen alles Gute für seine Zukunft gewünscht.
Auf dem Rückweg diskutierten etliche noch immer über die Filminhalte, die sie aufgewühlt hatten. Es war klar erkennbar, dass die von den Organisatoren der Filmwoche angestrebte „Bildung mit Bildern“ in Gang gesetzt worden ist.