Tabellen, Tablets, Tiere – Moderne Mathematik machen

Tabellen im Matheunterricht? Ja, das kommt öfter vor. Tablets kann man auch prima einsetzen. Aber lebendige Tiere im Matheunterricht, das ist schon eine Riesenausnahme. Sollen die etwas rechnen? – Das nicht, aber dennoch gibt es sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, wie ein Hundeprojekt in der Klasse 5a beweist.
Voraussetzung ist natürlich, dass ein passender Hund zur Verfügung steht. Wie gut, dass die Mathelehrerin sogar zwei Hunde hat, die Elos Copper und Hank. Elos sind extra gezüchtet als extrem kinderliebe, geduldige und freundliche Rasse. Und Copper und Hank sind diesbezüglich Prachtexemplare, denen ein Besuch in der Schule nicht zu stressig ist und die sich freuen, wenn zahlreiche Kinder sie beobachten, streicheln und verwöhnen.

Als das Thema „Messen (Längen, Gewichte, Zeiten)“ anstand, hatten die Schülerinnen und Schüler die nicht ganz uneigennützige Idee, dass man doch die Hunde der Lehrerin vermessen könnte. Sie wollten nämlich sehr gerne die Hunde, die sie schon mal auf Fotos gesehen hatten, persönlich kennenlernen. Frau Kirstein nahm diese Idee auf und entwickelte einen Plan für ein Hundeprojekt, das dann auch in die Tat umgesetzt wurde.
In der ersten Unterrichtsstunde überlegten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen, was man alles in einer Unterrichtsstunde bei den Hunden messen könnte. In ihren Heften erstellten sie eigenständig dazu passende Tabellen für die Messergebnisse. Dazu Seyyid: „Ich finde, dass die Gruppenarbeit sehr gut geklappt hat. Ich habe auch bemerkt, dass wenig gemeckert wurde und das finde ich gut.“ Marlen bedauerte: „Am ersten Tag, wo wir die Tabellen geschrieben haben, war ich leider nicht da, aber meine Gruppe hat toll gearbeitet.“
In der zweiten Stunde wurde gemeinsam überlegt, welche dieser Messideen sich realisieren lassen. Dabei wurde festgestellt, dass es z.B. nicht klappt, das Gewicht des Hundeschwanzes zu messen! Und auch manche andere Messidee musste verworfen werden. Außerdem wurden die Messaufgaben an die Kinder verteilt, so dass jedes Kind mindestens eine Messung persönlich vornehmen konnte. Gemessen werden sollte z.B. der Kopf-, Bein- und Bauchumfang, die Schulterhöhe, die Länge der Ohren und des Schwanzes, das Gewicht, die Zeit, die sie für eine bestimmte Strecke benötigen oder für das Auffressen von fünf Leckerchen, und die Anzahl der Schritte, die sie in 30 Sekunden zurücklegen.
In der dritten Projektstunde wurde es technisch. Jeweils zwei Schüler bekamen ein schuleigenes Leih-iPad und sollten den ersten Umgang damit erlernen. Hendrik, ein Schüler aus der Jahrgangsstufe Q2, der in der AG Medien und Technik (AG MuT) aktiv und technisch sehr versiert ist, übernahm die Einführung in die Arbeit mit den Tablets und erklärte auch, wie man Tabellen erstellt und dann in der schuleigenen Kommunikationsplattform IServ abspeichert. Die zahlreichen Fragen, die die sehr interessierten und hoch motivierten Fünftklässler stellten, konnte er zusammen mit zwei Mitschülern sehr gut beantworten. „Das war cool, denn ich mag Tablets sehr gerne und jetzt bin ich ein kleiner Profi dank denen!“, kommentierte Doris diese Stunde und Hannes stimmte zu: „Hendrik hat alles gut erklärt.“

Dann endlich besuchten Copper und Hank höchstpersönlich den Unterricht und die Schülerinnen und Schüler haben fleißig gemessen und protokolliert. Sebi „fand es sehr witzig, als Frau Kirstein versucht hat mit Copper und Hank auf die Waage zu gehen.“ Und Süeda bemerkte: „Ich hatte ein paar Schwierigkeiten als ich Hanks Pfoten messen musste.“ Insgesamt kam der persönliche Kontakt zu den Wuscheln nicht zu kurz. „Die Hunde“, fand Niro „hatten auch Spaß, sie durften z.B. Leckerchen essen.“ Fotografisch dokumentiert wurde all das von zwei vorher festgelegten „offiziellen“ Klassenfotografen, aber auch zahlreiche Selfies mit den Hunden wurden geschossen und als neue Profilbilder in den sozialen Medien genutzt. Janik meinte: „Die Hunde haben sich bestimmt wie berühmte Models gefühlt. Dieser Tag war für mich richtig schön und hat mir richtig viel Spaß gemacht.“ Lynn ergänzte: „Besonders gut hat mir gefallen, dass man sehr viel über Copper und Hank herausfinden konnte. Nicht so gut fand ich, dass alle Kinder gleichzeitig zu Copper und Hank gelaufen sind und deswegen hat es gedauert, bis man die Hunde betrachten oder streicheln konnte.“ Für zwei Schülerinnen, die eine extrem starke Hundeangst hatten, war diese Stunde allerdings sehr anstrengend. Obwohl Talia, eine der beiden Ängstlichen, abschließend bemerkte: „Es war witzig, aufregend, nett, und einfach nur schön. Copper und Hank sind einfach die nettesten und liebsten Hunde, die ich je kennengelernt habe.“

In der nächsten Projektstunde konnten die Schülerinnen und Schüler ihre neu erworbenen technischen Kenntnisse anwenden, um die zuvor entwickelten Tabellen und die ermittelten Daten in digitaler Form aufzuschreiben und zu sichern. Erneut arbeiteten sie mit den Tablets und wurden dabei von Jaqueline, Evita und Jack aus der AG MuT tatkräftig unterstützt, so dass am Ende der Stunde alle Tabellen in der schuleigenen Kommunikationsplattform hochgeladen und für alle Schüler einsichtig waren. Joelle fand: „Als die älteren Schüler dabei waren, hat das auch Spaß gemacht und die Schüler haben das auch gut und nicht so schnell erklärt.“ Auch Azra war begeistert: „Ich finde es mit den iPads zu arbeiten sehr toll.“ Da die vier bis fünf Mitglieder einer Gruppe nicht alle mit der Eingabe der Tabelle beschäftigt waren, musste in dieser Stunde eine weitere Aufgabe bewältigt werden. Die Fünftklässler sollten sich Textaufgaben ausdenken, in denen die gemessenen Hundedaten vorkamen, und mithilfe der Tablets aufschreiben. Wenn sie weitere Daten benötigten, durften sie diese im Internet recherchieren. „Ich finde, wir haben als Gruppe gut zusammengearbeitet. Wir konnten die Aufgaben alle erfüllen!“, sagte Selin.
Die selbst erstellten Textaufgaben wurden in der nächsten Unterrichtsstunde und als Hausaufgabe bearbeitet. Dazu Nele: „Ich fand alle Textaufgaben, die wir als Hausaufgabe gemacht haben, interessant.“ Hier ein paar Beispielaufgaben: Wenn Copper 22 kg wiegt, wie viel wiegen dann vier Hunde, wenn sie gleich schwer sind? Wenn der Schwanz von Hank 23 cm lang ist, wie groß ist dann der Unterschied zu dem Schwanz eines Elefanten, wenn dessen Schwanz 1,5 m lang ist? Wie viel wiegen Copper, Hank und ein ausgewachsener Elefant zusammen, wenn der Elefant 3500 kg wiegt? Copper braucht 3 s um 10 m zu laufen. Wie lange braucht er, um 1 km zu laufen? – So wurden viele interessante Aufgaben gerechnet. Dazu Maja: „Wir hatten auch sehr gute Textaufgaben. Vielleicht lag es daran, dass es so viel Spaß gemacht hat.“ Bei mancher Aufgabe musste aber auch festgestellt werden, dass sie zu ungenau oder falsch gestellt war. Aber auch daraus kann man viel lernen!
Zum Abschluss stand in der letzten Stunde eine persönliche Bewertung des Projekts an. Auch in dieser Stunde wurde wieder mit den Tablets gearbeitet. Jede Schülerin und jeder Schüler sollte auf seinem Tablet einen gut strukturierten Text mit einer Einleitung, einem Zwischenteil, der ihre Eindrücke enthielt, und einem abschließenden Satz schreiben und dabei natürlich auch auf die Rechtschreibung achten. Das Ganze sollten sie dann als E-Mail an ihre Mathelehrerin schicken. Hier einige Auszüge aus ihren Reflexionen:
Meret: „Die Stimmung war immer cool und fröhlich und es war überhaupt nie langweilig! Insgesamt fand ich es sehr schön und lustig mit Cooper und Hank. Ich werde dieses Erlebnis nicht vergessen.“ Charlize: „Mir hat der Tag, an dem die Hunde da waren, am besten gefallen.“ Doris: „Ich hoffe, wir machen das noch einmal und warum kann nicht jede Stunde so sein??? Es war einfach nur toll!“ Emilia: „Es war gut, dass alle ihre Aufgaben erfüllen konnten und so die Tabellen vollständig hatten. In der Klasse herrschte gute Stimmung und alle waren zufrieden. Ich fand das Projekt insgesamt wirklich schön und würde es gerne wieder machen.“ David: „Ich fand es sehr toll.“ Maja: „Ich finde, wir sollten so etwas öfter machen. Ich freue mich schon, wenn wir bei dem Thema Flächen und Rauminhalte sind. Dann kommen die Hunde noch mal wieder.“ Joelle: „Eigentlich hat jeder Tag und alles viel Spaß gemacht.“ Basti: „Mir hat das Hundeprojekt sehr viel Spaß gemacht. Vor allem als wir die Hunde ausmessen durften.“ Fine: „Die Hunde waren sehr lieb. Das Projekt war insgesamt echt toll. Leider hatten ein paar Kinder vor den Hunden Angst! Ich würde das Projekt jeder Zeit wieder machen.“ Emil: „Es hat Spaß gemacht in Gruppen und mit den Hunden zu arbeiten. Auch wenn manche ein bisschen Angst hatten, glaube ich, dass alle zufrieden mit dem Ergebnis waren. Es ging etwas schnell vorbei, deswegen würde ich gerne öfter etwas mit Copper und Hank im Unterricht unternehmen.“ Manolya: „Ich würde mich sehr dolle freuen, wenn wir in Zukunft weiterhin so coole Projekte machen könnten.“ Julia: Ich hoffe, dass wir die Chance bekommen, so etwas öfter zu machen, denn mir haben die letzten zwei Wochen wirklich sehr viel Spaß gemacht.“ Talia, die eigentlich große Angst vor Hunden hat: „Das Hundeprojekt mit Copper und Hank war ein Erlebnis, ein sehr schönes Erlebnis.“
Als großen Erfolg kann man dieses Projekt bezeichnen. Lebendiger, fächerübergreifender Unterricht mit Schwerpunkt Mathematik, aber auch Informatik (Arbeit mit den Tablets), Biologie (Anatomie und Verhalten von Hunden), Physik (Geschwindigkeiten) und Deutsch (Tierbeschreibung, Reflexion) hat den Kindern und der Lehrerin viel Spaß gemacht. Und gelernt wurde auch eine Menge. Natürlich werden sich die Sachaufgaben in der nächsten Mathearbeit mit Copper und Hank beschäftigen. Hoffentlich wird das damit verbundene gute Gefühl die Schülerinnen und Schüler zu mathematischen Höchstleistungen beflügeln.
Heike Kirstein