
Die Schülerinnen und Schüler des jahrgangsstufen-übergreifenden 8er-Religionskurses haben – ausgehend von der unterrichtlichen Beschäftigung mit dem Thema „Propheten“ – eigene Reden an die Menschheit verfasst, in denen sie aus ihrer Sichtweise aktuelle Missstände in unserer Gesellschaft und darüber hinaus kritisieren. Dabei wurde schnell sichtbar, wie tiefgründig, fundiert und vielfältig die Gedanken der Schülerinnen und Schüler zu ganz unterschiedlichen Themen unserer Zeit sind, die auf nachdrückliche Weise zeigen, wie sehr sich die heutige Jugend mit Fragen nach einer tragfähigen Zukunft für alle Menschen auf der Welt beschäftigt. Einige der Kursteilnehmer*innen waren gerne dazu bereit, Auszüge ihre Ansprachen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen:
„In der heutigen Rede möchte ich ganz bewusst auf die Themen Ungleichheit und Konsum in der Welt aufmerksam machen. Dabei werde ich auch auf die Hungersnot eingehen. Während in Afrika über 820 Millionen Menschen hungern, haben wir in Deutschland bereits unsere ganzen Schweinefleischvorräte für 2019 aufgebraucht. In Industrieländern wie China, Deutschland oder den USA liegt der Schweinefleischkonsum durchschnittlich bei über 60kg pro Person im Jahr. (…) Fakt ist, dass wir in Deutschland viel zu viel kaufen und konsumieren. Lebensmittel, die uns nicht mehr ansprechen oder deren Haltbarkeitsdatum abzulaufen droht, werfen wir einfach weg. Und dabei verschwenden wir nicht einen Gedanken daran, unter welchen Bedingungen Menschen in anderen Ländern leben müssen. Allein wenn jede Familie dreimal in der Woche vegetarisch essen würde, wäre unserer Umwelt sehr geholfen. (…) Also, redet nicht nur über Themen wie Umweltschutz oder Konsum, sondern tut etwas dagegen. Kauft bewusst ein, was ihr essen wollt und verzichtet hier und da vielleicht auf etwas, das ihr eigentlich gar nicht braucht! Wir sind die nächste Generation und verantwortlich für unser späteres Leben.“ (von Mira)
„Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, was der Klimawandel für Auswirkungen auf die Erde hat? Er betrifft nicht nur einzelne Menschen, sondern uns alle! Durch den Klimawandel sterben viele Tiere, da ihre Lebensräume zerstört werden. Durch das Schmelzen der Polkappen steigt der Meeresspiegel rasant. Tut etwas dagegen! Reduziert euren CO2-Ausstoß, verbraucht weniger Wasser! Es gibt so viele Möglichkeiten, selbst etwas zu tun. Wir können das schaffen!“ (von Silas)
„Zum Thema Klimawandel habe ich ein Zitat von Christian Mihatsch gefunden: ‚Unser Planet stirbt, Art für Art, Grad für Grad.‘ Gerade für uns Jugendliche und für die nächsten Generationen ist es wichtig, dass wir die Chance haben, ein gutes Leben zu führen. Die Jugend will und soll noch das erleben können, was wir in dieser Zeit erleben dürfen. Viele Arten sterben aus und die Natur geht zugrunde. Unseren Kindern können wir die Art und Weise, wie die Natur heute noch ist, später nicht mehr zeigen, sondern ihnen nur noch davon erzählen – das darf nicht sein!“ (von Yannick)
„Viele Kinder müssen von morgens bis abends arbeiten, weil sie und ihre Familien kein Geld haben. Die Kinder können auch nicht zur Schule gehen und werden für den Rest ihres Lebens gegenüber anderen Kindern benachteiligt sein. Weil manche Menschen zu geizig sind etwas abzugeben oder zu teilen. Deshalb möchte ich in meiner Rede mehr auf das Thema Kinderarbeit und den Mangel an Bildung eingehen. Ein Hauptproblem dabei ist, wie ungerecht manche Kinder, aber teilweise auch Erwachsene behandelt werden, nur weil sie anders sind als du und ich. Kein Kind hat es verdient, arbeiten zu müssen. Jeder hat das Recht auf eine gute Bildung. Doch in ärmeren Ländern geht das meistens nicht. „Armut verhindert Bildung, Bildung verhindert Armut.“ Mit einer guten Bildung könnte die Arbeit schon reduziert werden. Steht auf und tut etwas dagegen! Bildung ist der Schlüssel zum Wohlstand! Auch Kinder mit einer Behinderung werden oft abgestoßen, vernachlässigt oder nicht beachtet. In den ärmeren Ländern kann man sich dann gar nicht richtig um sie kümmern. Dabei ist es doch wichtig, dass sie besonders gefördert werden. Wir können auch von ihnen noch so viel lernen. Wie sollen wir wissen können, wie Menschen vom Charakter sind, wenn wir sie immer nur nach dem Aussehen beurteilen?“ (von Julia)
„Hallo liebe Menschheit, kennt ihr das Gefühl, Angst haben zu müssen, nicht gut genug für etwas oder jemanden zu sein? Unsere Bewertung findet nur noch über Social Media statt. Charaktereigenschaften definieren sich häufig nur über die Meinung anderer. Wir alle sind darauf fokussiert, wie beliebt man ist… Aber muss das sein? Müssen wir uns nur noch von der Meinung anderer abhängig machen? Die Antwort ist ganz klar: NEIN! (…) Mittlerweile stehen uns Apps wie Instagram, Snapchat, WhatsApp und YouTube zur Verfügung. Man kommuniziert weniger persönlich, sondern schreibt sich lieber oder schickt sich Bilder. Leider wird man oft über diese Apps gemobbt. Und wer meint, dies sei nur ein Problem der Jugend, der liegt völlig falsch. Auch erwachsene Menschen sind süchtig nach Social Media (…) Erst, wenn sich viele dagegen entscheiden, schafft man es vielleicht, die Lage zu verändern. Also hört auf, über die Menschen zu urteilen, sondern trefft euch und geht raus, genießt das Leben, denn man lebt nur einmal. Geht mit gutem Beispiel voran und macht was aus der realen Welt, denn es ist unsere Welt!“ (von Antonia)
„Wie Sie alle wissen, ist Mobbing ein sehr großes Problem in unserer Welt, was sehr traurig ist. Doch was ist Mobbing überhaupt? Mobbing bedeutet, jemanden wegen irgendetwas Unnötigem zu ärgern oder auszugrenzen. Mittlerweile werde Mobbingopfer beleidigt, körperlich verletzt oder auch bedroht. (…) Dabei bleibt oft unklar, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass ausgerechnet diese oder jene Person gemobbt wird. Doch wie kann man es stoppen? Ganz wichtig ist, dass du mit anderen darüber sprichst, wenn dir selbst etwas passiert oder du es bei anderen mitbekommst. Bestenfalls redest du natürlich mit deinen Eltern oder deinen engsten Vertrauten. Falls das nicht funktioniert, sprich mit einem Lehrer / einer Lehrerin oder dem besten Freund / der besten Freundin darüber. Denn du kannst Mobbing nur stoppen, wenn du dagegen ankämpfst.“ (von Nico)
Sebastian Schoofs