Mobbical – Ernstes Thema humorvoll verpackt

Kann man ein Musical über Mobbing machen? 30 Schülerinnen und Schüler des Krupp-Gymnasiums haben sich auf das Abenteuer eingelassen. Im Rahmen der Projekttage brachte die Projektgruppe das selbst geschriebene Stück „Die andere Seite“, ein 75 Minuten langes Schauspiel mit Musik auf die Bühne, das in der mit Freunden und Familie voll besetzten Aula begeistert aufgenommen wurde.

Wenn Flo (Jakob Buchholz) gleich zu Anfang mit einer erschreckenden Gehässigkeit die schüchterne Mitschülerin Ashley (Laura Neumann) drangsaliert, bleiben dem Publikum – nicht zuletzt wegen der überragenden Schauspielleistung der beiden – noch die Lacher im Hals stecken.

Doch nach einem magischen Körpertausch sind beider Schicksale miteinander verwoben und sie müssen gemeinsam Prüfungen bestehen, um am Ende äußerlich und innerlich verwandelt wieder sie selbst zu werden. Hierbei hilft Ihnen eine unsichtbare, an Meister Yoda angelehnte Stimme aus dem Off, die sie auf ihrem Weg anleitet und mit ihnen über WhatsApp kommuniziert.

Spätestens hier durfte dann auch gelacht werden, wenn das „Gruppenzwangopfer“ Linn (Leana Schefczyk) aus Verzweiflung die Klassenpflanze massakriert, die schweigsame Ella (Roberta Dicembre) auf einmal in höchsten Tönen eine Arie über ihre Fantasien von großen Abenteuern singt oder Ashley, eingesperrt in Flos Körper, dessen Gefühlsregungen beim Anblick der angebeteten Eyleen (Lea Burek) miterleben muss. Auch Flos naiver Sidekick „Bro“ (Paul Fuiten) hatte die Lacher auf seiner Seite.

Am Ende helfen sich Flo und Ashley gegenseitig, ihre häuslichen Probleme zu lösen, sei es bei Flo die klärende Aussprache mit der Mutter (Kira Solonski) und der nervigen Stiefschwester (Aurélie Jobs) oder bei Ashley das Coming-out, das Ashleys Mutter (Fenja Scherer) wesentlich weniger überrascht als vermutet. Dementsprechend beschwingt klingt das Stück dann auch mit einem Happy-End in einer schmissigen Finalnummer aus.

Musiklehrer und Oberstufenkoordinator Jost Enninger leitete dabei nicht nur das Orchester, sondern schlüpfte auch in die Rolle des genervten Physiklehrers Dr. Müller, der eine Bande aufsässiger Schüler eines Förderkurses bändigen muss.

Die Schauspielszenen wurden aufgelockert durch Gesangseinlagen von Chor und Solisten (Johanna Büchner, Sanja Meyer, Tamelia Schmitz, Leana Schefczyk). Der selbst einstudierte „Verwandlungstanz“ vom Ensemble der fünften Klassen samt stimmungsvollem Lichtdesign (Adrijan Rajkovic, Paco Rodríguez) sorgte für Begeisterung und Mats Caspari am Tonpult für die richtige Soundmischung. Das Orchester leitete mit der stimmungsvollen Ouvertüre die Handlung ein, begleitete Tanz und Gesang und durfte am Ende auch noch richtig losrocken.

„Eigentlich hätten wir es auch >Das Mobbical< nennen können“, sagt Musiklehrer Klaus Tenner, der selbst früher als Musiker und musikalischer Leiter an zahlreichen Musicals mitgewirkt hat und im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern das Skript erstellt hat. Er sieht in dem Erfolg des Stückes den Beweis, welches Potenzial in solchem Projektformaten steckt: „Hier übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für den gemeinsamen Erfolg, ob vor der Bühne oder hinter der Bühne, wachsen über sich hinaus, coachen sich gegenseitig, lernen Neues“. Obwohl alle Mitwirkenden in den drei Tagen unglaublich hart und konzentriert arbeiten mussten, war die Stimmung immer gut, auch dank der konzentrierten Arbeit der Inspizientin Zeynep Cekici.

Eine Erfahrung, an die alle Beteiligten sicher noch lange gerne zurückdenken werden und die Lust auf weitere Projekte dieser Art macht.

Ulrike Laudert