Das 67,5-Minuten-Modell – aus der Sicht der Lehrer und Schüler

Seit Sommer 2011 hat die Europaschule Krupp Gymnasium ein neues Schulmodell. Warum wurde die Notwendigkeit gesehen, das alte System umzustellen? Wie empfinden sowohl Lehrer als auch Schüler die Situation?

Das 67,5-Minuten-Modell ist schon seit der Einführung nach den Sommerferien 2011 ein beliebtes Diskussionsthema.  Jeder scheint eine Meinung dazu zu haben.
Aber was genau beinhaltet dieses Modell überhaupt? Warum hat unsere Schule solch eine Umstellung gemacht? Vielen ist es gar nicht bewusst, dass die Schulleitung uns damit den Stress, den das achtjährige Abitur (G8) mit sich bringt, ersparen wollte. Wenn eine Stunde weiterhin 45 Minuten dauern würde, wären die Schüler überlastet. Durch das achtjährige Abitur wird der Stoff einer 13-jährigen Schullaufbahn auf 12 Jahre verkürzt. Ein Jahr macht doch nicht viel aus, denken manche vielleicht, aber das ist falsch. Es macht etwas aus, denn das achtjährige Abitur bedeutet bei 45 Minuten pro Stunde lange Schulzeiten und damit kaum Freizeit und zu viel Stoff pro Tag.

Bevor die Schulleitung sich für das 67,5-Minuten-Modell entschied, haben Arbeitsgruppen der Schulkonferenz sich viele andere Modelle angeschaut und vorstellen lassen. „Wie z.B. das 90-Minuten-Modell. Gegen dieses Modell sprach die Länge der einzelnen Stunden und damit die aufzubringende Konzentration, was die Schüler strapazieren würde“,  erklärte Herr Jöckel (Schuldirektor  am Krupp Gymnasium). Ein weiteres Modell war,
dass jede Schulstunde 60 Minuten dauern sollte, was aber den Erwartungen der Schule im Bezug auf die zu erfüllenden Gesamtstunden im Jahr nicht reichen könnte.
Viele Fächer wie Kunst und Chemie profitieren vom Modell, da sie die Zeit für Praxis und Theorie haben“, erläuterte unser Schuldirektor als Vorteile für diese Fächer. Aber auch einige Fächer, wie Sport, zeigen Probleme, da sie früher als Doppelstunde  unterrichtet worden sind. Die Doppelstunden von früher boten 90  Minuten an, die auf 67,5 Minuten gekürzt worden sind. Damit fehlt dem Unterricht 22,5 Minuten und den Sportstunden geht sowieso schon viel Zeit verloren durch Umziehen und Aufbau der Gerätschaften, dass diese Verkürzung den Unterrichtsaufbau von früher verhindert.

Die Lehrer unserer Schule sind auch überzeugt, dass das Modell den Schülern eine bessere Lernatmosphäre biete. „Durch das neue Modell ist der Tag der Schüler und Lehrer besser
strukturiert und die Schüler müssen sich nicht auf mehrere Schulthemen pro Tag konzentrieren, sondern auf wenige, die intensiver behandelt werden
“, teilt ein Lehrer über das Modell mit. Unter den Lehrern ist die Übereinstimmung zu erkennen, dass das Modell insgesamt als sehr positiv empfunden wird.

Und es sind die Schüler, die größere Probleme mit dem Modell zu haben schienen. Die Diskussionsnotwendigkeit über das Modell zeigte sich lange vor der Einführung. Viele waren gegen die Idee, länger als 45 Minuten bei einem Thema konzentriert zu bleiben. Doch keiner hatte eine genaue Vorstellung von dem Modell. Trotzdem waren sie dagegen. Es gab aber auch welche, die erst gar nicht an solch eine Umstellung glaubten. Trotz dieser „Proteste“ setzte sich das Modell durch.

Jetzt, einige Monate nach der Umstellung, empfinden die Schüler die Situation ganz anders. Die Umstellung 67,5 Minuten am Stück Unterricht zu haben, scheint keine Herausforderung mehr zu sein. Noch immer wird das Modell als stressig empfunden, aber nur dann, wenn die Pausen zwischendurch zu kurz geraten. Aber als Vorteil sehen die Schüler an, dass sie mehr Zeit für ein Thema/Fach haben, und der Unterricht nicht mitten im Thema durch den Gong unterbrochen wird.

Aber was Schülern etwas ausmacht, ist, dass die Europaschule Krupp Gymnasium die einzige Schule mit dieser Umstellung in der Umgebung ist, und das bedeutet für viele, dass ein Treffen mit Schülern anderer Schulen schwerer zu ermöglichen ist, da der  Schulschluss anders liegt.

Im Moment aber scheint sich die Diskussionsrunde beruhigt zu haben. Es herrscht ein konfliktloseres Klima in der Schule. Alle kommen mehr oder weniger mit der Situation klar, obwohl viele angestrengte Gesichter nach dem Nachmittagsunterricht zu beobachten sind.

Aber keiner hat gesagt, dass das neue Schulmodell den üblichen Schulstress wegzaubern würde.

Behiye Mutlu (Einführungsphase)

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