In der Eiszeit raucht der Schädel

Ein Panorama aus lang vergangener Zeit eröffnet sich den Schülerinnen und Schülern der Q2 als sie am frühen Dienstagmorgen aus dem Bus steigen. Der Himmel ist Wolken verhangen und es nieselt leicht, während feine Nebelschwaden durch die eiszeitliche Schlucht im Neandertal ziehen. An drei verschiedenen Stationen wollen sie heute mit ihrer Exkursion den Startschuss für die Unterrichtsreihe Humanevolution geben.

Sammelpunkt und zugleich erste Station ist das moderne Neandertalmuseum mit der Ausstellung über die Entstehungsgeschichte der Menschheit. Woher kommen wir? – Wer sind wir? – und – Wohin gehen wir? Das sind die Leitfragen, welche die Gruppe beschäftigen und uns durch den Vormittag führen. Im Museum wird der Wissensdurst in Form einer Führung durch die Ausstellung gestillt. Das kompetente Personal nimmt sich viel Zeit und bringt uns mittels der verschiedenen Exponate archäologische Forschungsweisen, die Out of Africa Hypothese und sowohl die ersten Hominiden, wie Australopithecus, sowie die späten Vertreter der Gattung Homo, wie den Neandertaler näher. Im Fokus liegen dabei natürlich die Fundstücke der Region und ihre außerordentliche Rolle für die Erforschung der Menschwerdung.

So richtig aktiv werden die Schülerinnen und Schüler dann an der zweiten Station. Nachdem erste Grundlagen zur Bestimmung fossiler Schädelfunde gelegt sind, werden alle selber zu Archäologen. In kleinen Gruppen werden jeweils 2 bis 3 Abgüsse von Originalfunden genauer unter die Lupe genommen. Die teuren Exponate werden vorsichtig mit Handschuhen gedreht, gewendet und von allen Seiten untersucht, bis sie letztendlich von den Schülerinnen und Schülern einer Art zugeordnet und auf einer 7 Millionen Jahre großen Zeitlinie angeordnet werden. Nachdem auch Lucy und der moderne Mensch Homo sapiens sapiens ihren Platz gefunden haben, wartet zum Abschluss des Tages noch eine kleine Wanderung auf die Schülerschaft.

Die dritte Station liegt etwas abseits des Museums und fordert mit 22 Metern Höhe doch dem ein oder anderen noch ein kleines bisschen Überwindung ab. Vom Erlebnisturm können die Schülerinnen und Schüler mit Fernrohren, die eine Argumented Reality simulieren, noch einen Blick auf die Fundstelle werfen, der 60.000 tausend Jahre bis zu Lebzeiten der Neandertaler zurückreicht. Doch bald macht sich auch schon Müdigkeit breit. Viel geistiger Input und reichlich Bewegung fordern ihren Tribut und lassen uns den Rückweg antreten. Es war ein schöner und lehrreicher Tag und die Geschichte der Menschwerdung wird uns sicherlich noch die nächsten Wochen im Unterricht begleiten.

Stephan Ripper