
Eben noch fröhlich beisammen gesessen, da wackelt plötzlich der Boden. Ein Erdbeben! Das Haus stürzt ein. Eben ein kleines Feuerchen zum Grillen im Wald angezündet. Doch dann breitet es sich mit enormer Geschwindigkeit und ungezügelt aus. Waldbrand! Eben noch fröhlich am Strand gechillt, da kommt die Flut und zerstört alles. Eben noch ein bisschen beim Fernsehen gestritten und dem Kind die Süßigkeiten verboten, da hört man plötzlich laute Geräusche, ein Tsunami fällt ein und tötet das Kind.
Erde, Feuer, Wasser und Luft: Jahrhundertelang prägte die Vier-Elemente-Lehre die Naturauffassung, bis die moderne Wissenschaft die Welt in immer kleinere Teilchen zerlegte. Erst die moderne Ökologiebewegung versucht nun wieder, die Erde als Ganzes zu begreifen. Hier knüpfte die Klasse 7c mit ihren Überlegungen an. Die oben aufgeführten Szenarien haben sich die Schülerinnen und Schüler in einem dreitägigen Theater-Workshop zum Thema „Klimakrise“ ausgedacht und mit Hilfe der professionellen Theaterpädagoginnen Stephi Flottmann und Nupelda Cifci in kleine spielbare Szenen umgesetzt. „Als ich anfangs gehört habe, dass unser Thema „Klimakrise“ ist, dachte ich, wir hätten gar keine Freiheiten, aber am Ende waren sehr viele kreative Sachen dabei.“, stellte Alex fest.
Mit Kennenlernspielen, Improvisationsübungen und einer Info- und Erarbeitungsrunde zum Thema „Klimakrise“ war der erste Tag gut gefüllt und verging wie im Flug. Esma hatte echt Lust auf Theater: „Aber als ich gehört habe, dass das Thema „Klimakrise“ ist, war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich dachte, dass es nicht so viel Spaß macht. Aber dann hat es doch sehr viel Spaß gemacht.“
Am zweiten Tag folgten weitere theaterpraktische Übungen. Anschließend setzten sich die Kinder in Themengruppen zu den einzelnen Elementen zusammen und suchten nach Ideen, wie sie in einer kurzen Szene die Bedrohung ausdrücken können, die mit ihrem jeweiligen Element im Zusammenhang steht. Weitere zwei Gruppen beschäftigten sich damit, wie es mit der Erde weitergehen wird: gibt es ein gutes oder ein böses Ende? – Die Ideen sprießten und die Theaterpädagoginnen gaben hilfreiche Tipps für sie szenische Umsetzung. Vicco war erstaunt: „Ich hatte mir vorgestellt, dass wir einzelne Gruppen bilden, Tag für Tag dafür Zeit haben, daran zu arbeiten, und am Ende ein großes Theaterstück daraus machen. Das hat sich dann nicht so herausgestellt, aber es war sehr gut so!“
Erste Proben fanden statt und nebenbei erarbeiteten 15 Zweiergruppen weitere kleine Szenen zum Thema „Konsum“, weil ja gerade der übermäßige Konsum eine entscheidende Ursache für die Klimakrise ist. Henni: „Ich finde es schön, weil es nicht so wie in der Schule ist: lernen, lernen, lernen und dann eine Präsentation, sondern schön in was Spaßiges verpackt, was eigentlich eine super wichtige Message ist, dass man die Umwelt schützen muss, damit wir noch lange auf diesem Planeten verweilen können.“
Nach einem kurzen spielerischen Beginn zur Auflockerung wurde am dritten Tag fleißig weiter geprobt. Unter Anleitung der erfahrenen Theaterpädagoginnen wurde am Feinschliff gearbeitet. Klassenlehrerin Heike Kirstein war sehr überrascht und beeindruckt, wie viel die Kinder in der kurzen Zeit geschafft haben. Magnus: „Ich hatte am Anfang gedacht, dass die Zeit sehr knapp sein würde, aber sie hat vollkommen ausgereicht und es hat sehr viel Spaß gemacht.“
Alle waren intensiv bei der Sache, unter anderem auch, weil ja noch eine Aufführung stattfinden sollte. Die Parallelklassen und die Internationalen Vorbereitungsklassen waren als Zuschauer eingeladen.
Erst knapp drei Stunden vor Beginn der Aufführung betraten die jungen Künstler zum ersten Mal die Bühne. Bisher hatten sie im Jugendheim Tempel gearbeitet und geprobt, nun ging es in den großen Gemeindesaal der Friedenskirche. Erstmalig sollte der gesamte Ablauf besprochen und geprobt werden. Dabei gab es noch viel Neues zu lernen, denn die Theaterpädagoginnen hatten sich eine tolle Choreographie ausgedacht, mit der die einzelnen Szenen auch musikalisch verbunden wurden. Während der halbstündigen Vorstellung sollten immer alle Schülerinnen und Schüler auf der Bühne sein, auch wenn sie zeitweise nur als Rahmen dort saßen. Aber wo sitzt man wann? Wann muss man hinter den Vorhang, um sich für die eigene Szene vorzubereiten? Wann geht der Raumlauf los? Wie wird der abschließende Kreis zum Kreis? Und wie klappt das mit dem Verbeugen zum Applaus? Gibt es überhaupt Applaus??? Volle Konzentration war gefragt. Als alles besprochen war, blieb keine Zeit mehr für eine Generalprobe und das Lampenfieber stieg.
Um kurz nach 12 Uhr trudelten die 7b, die 7d und die beiden Vorbereitungsklassen ein und waren gespannt, was die 7c ihnen bieten würde. Ab 12.15 Uhr gaben die jungen Künstler ihr Bestes und beeindruckten ihre Lehrer und Mitschüler. Die Vorstellung wurde ein voller Erfolg. Muhannad: „Zuerst habe ich gedacht, dass die Parallelklassen uns auslachen oder mobben würden, aber es war das ganze Gegenteil. Jeder hat super, super, super gut geschauspielert. Also kann man sagen, es ist sehr positiv für mich und bestimmt auch für allen anderen.“ Dario aus der 7d fand das Theaterstück sehr kreativ und das Ganze mit den Naturkatastrophen auch sehr gut umgesetzt: „Ich habe alles verstanden und fand es auch sehr lustig und unterhaltsam.“ Zin Aldeen, ebenfalls aus der 7d, urteilte: „Ich fand das Theaterstück sehr schön. Ich fand gut, dass jeder aus der 7c sich getraut hat und fast jeder was gesagt hat. Ich fand die Musik unterhaltsam. Wir haben das Thema auch in Erdkunde. Das hat mir weitergeholfen, ich habe mehr verstanden und ich fühle, wie die Menschen leben, wenn z.B. ein Erdbeben in der Stadt passiert. Dann fühlt man sich einfach schlecht.“ Alle aus der 7c waren erleichtert und froh als der Applaus auf sie einprasselte und sie viel Lob zu hören bekamen.
Bei der Abschlussrunde resümierte Muhannad, dass der Workshop „sehr, sehr, sehr toll“ gewesen sei und er mehr Selbstbewusstsein und mehr Selbstkontrolle bekommen habe, was etliche andere auch bestätigten. Alle waren sich einig, dass sowas bald wieder stattfinden sollte.
Die Klasse 7c dankt Stephi und Nupelda für den tollen Workshop und Lennart Wallrich von der Kindernothilfe, durch den dieses Projekt zustande kam. Finanziert wurde es vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Ein ganz großer Dank geht an das Jugendzentrum Tempel, das die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Dieser ganz andere Rahmen als Schule war sehr förderlich für den Ablauf und das Gelingen des Workshops.
Und auch der Friedenskirche sei gedankt, dafür dass wir den tollen Gemeindesaal für die Aufführung nutzen durften. Leider war die Aula des Krupp-Gymnasiums anderweitig besetzt.
Heike Kirstein










